Fotobelichtung – Aufhellblitzen und manuelle Einstellungen
Diese unliebsame Situation ist wohl jedem Fotografen bekannt: Ein wunderschönes Motiv, die Kamera wird gezückt, wir sind bereit zum Fotografieren und dann fällt uns auf, dass ein hoher Baum oder das Haus nebenan einen wirklich störenden Schatten wirft, sodass das Foto ein eher unbefriedigendes, zu dunkles oder zu helles Ergebnis liefert. Genauso wie das Fotografieren gegen das Licht. Das Motiv im Vordergrund ist fast schwarz und die Lichtquelle im Hintergrund viel zu hell. Um auch bei schwierigen Lichtverhältnissen ein tolles Foto zu ergattern, hilft das sogenannte Aufblitzen. Was das genau ist, wie man es anwendet und welche Alternativen es gibt, wollen wir heute etwas genauer beleuchten.
Dass ein Blitzgerät nur das Fotografieren im Dunkeln unterstützt, ist eine große Mär. Besonders im Hellen ist ein Blitzgerät oft sinnvoll, wenn nicht sogar notwendig, um schöne Fotos ohne hässliche Schatten zu erzielen. Technisch gesehen lässt sich das ganz einfach erklären: Eine Kamera wählt für die Belichtung in der Regel einen Mittelwert, der allerdings nicht immer optimal für das Endergebnis ist. Durch einen sehr hohen Kontrast erscheinen einzelne Bildabschnitte entweder zu dunkel oder zu hell. Hier kann das Aufhellblitzen Abhilfe schaffen. Beim Aufhellblitzen ermittelt die Belichtungsautomatik bestimmte Werte für den Hintergrund, überträgt diese Werte in die Kamera, sodass diese entsprechend eingestellt wird. Wenn dann der Auslöser gedrückt wird, gibt der Blitz zusätzliches Licht ab, allerdings nur so viel, dass das Motiv im Vordergrund an die Helligkeit des Hintergrundes angepasst wird. Dadurch ergibt sich eine ausgeglichene Belichtung des Bildes. Grundsätzlich gilt die Formel, je stärker der Blitz, desto weiter kann man sich von einem Motiv entfernen. Bei integrierten Blitzen sollte das Motiv allerdings nie weiter als zwei bis vier Meter entfernt sein, andernfalls werden Sie nicht das Ergebnis erhalten, das Sie gerne hätten. Die Blitzleistung reicht dann einfach nicht aus. Wenn Sie Ihre Aufnahmen im RAW-Format machen, haben Sie anschließend sogar die Möglichkeit, einen Weißabgleich und andere Retuschen vorzunehmen. Ein Geheimrezept, welche Blitzstärke zum Aufhellen verwendet werden sollen, gibt es leider nicht, dafür aber eine hilfreiche Möglichkeit, die richtige Blitzstärke zu finden. Mit der Einstellung „Blitzbelichtungsreihen“ bzw. „Belichtungsreihenautomatik“ (AEB) werden drei Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung von dem gleichen Motiv gemacht. Anschließend kann die beste Belichtung ausgewählt werden. Die Reihenaufnahmen werden in der Reihenfolge: Standardbelichtung, Unterbelichtung und Überbelichtung angezeigt.
Die Belichtung bei Porträts
Für Porträtaufnahmen gelten noch einmal spezielle Regeln, damit Sie am Ende zufriedenstellende Ergebnisse erhalten. Das wichtigste: Vermeiden Sie wenn möglich grundsätzlich eine frontale Beleuchtung! Ganz gleich, ob von direkter Sonneneinstrahlung oder dem Blitzgerät. Am besten sieht ein Porträtfoto aus, wenn das Licht von schräg oben einfällt. Das erzeugt ein plastisches Gesicht. Allerdings muss hierbei, wie auch bei allen anderen Motiven, auf die Schatten geachtet werden. Der Nasenschatten beispielsweise sollte nie bis zum Mund herunterreichen. Um das zu vermeiden, können Sie beispielsweise einen portablen Blitz anders positionieren oder Ihr Modell etwas mehr in Richtung Sonne drehen. Licht von unten lässt Ihre Fotos übrigens gruselig erscheinen.
Alternative zum Aufhellblitz: Manuelle Einstellungen
Eine Alternative zum Aufhellblitzen ist das manuelle Einstellen Ihrer Kamera. Insbesondere können die Lichtverhältnisse auf Fotos durch die drei Belichtungsmethoden einer DSLR-Kamera (DSLR engl. für digital single-lens reflex) beeinflusst werden. Standardmäßig ist auf Ihrer Kamera die Mehrfeldmessung eingestellt. Hier werden Motive automatisch in einzelne Abschnitte unterteilt und der jeweilige Belichtungswert gemessen. Diese Werte werden dann kombiniert und in einem Mittelwert zusammengefasst. Diese Einstellung eignet sich für normale Fotosituationen. Bei Porträtaufnahmen oder Fotos mit zentralen Objekten ist eher die mittenbetonte Messung zu empfehlen. Zwar wird auch hier das gesamte Bild vermessen, jedoch sind die Messwerte aus der Bildmitte stärker gewichtet. Die dritte Messvariante ist die sogenannte Spot-Messung. Sie eignet sich besonders, wenn das aufzunehmende Motiv i sich große Helligkeitsunterschiede aufweist. Mit einem kleinen Spot wird ein ganz bestimmter Punkt im Bild angewählt, von dem der Belichtungswert übernommen werden kann. Da die Spot-Messung eine hohe Genauigkeit erfordert, ist sie auch die schwierigste.
Wenn Sie sich für eine der drei Belichtungsmessungen entschieden haben, sind Sie schon gut gerüstet. Manchmal kann es aber zusätzlich nötig sein, ein Foto noch heller oder dunkler zu fotografieren. Auch dafür gibt es an jeder DSLR-Kamera eine Einstellung. Über die die mit „+/-“ gekennzeichneten Tasten können Sie die Belichtung in kleinen Schritten anpassen. Die Belichtung erfolgt in halben oder drittel Belichtungsstufen, die insgesamt zwei bis fünf Belichtungsstufen von der ursprünglichen umfassen. Mit dieser Einstellung können zum Beispiel weiße Schneelandschaften, die zu sehr blenden, dunkler gestellt werden oder Porträtaufnahmen durch eine leichte Überbelichtung vorteilhafter gestaltet werden.
Autorin: Madeline Jost / my moments
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