Butter bei die Fische – So war der Fotomarathon 2015 in Hamburg

Am 05.09.2015 machten sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Fotografie begeisterte Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt auf den Weg, um am Hamburger Fotomarathon teilzunehmen. Insgesamt 158 Fotografen und Fotografinnen mit digitalen Kameras und sogar vier mit analogen Fotoapparaten fingen das diesjährige Motto „Nordish by Nature“ innerhalb von zwölf Stunden in einer Serie von 24 Fotos ein. my moments hat zwei Deerns bei der Fotojagd begleitet und herausgefunden: Der Fotomarathon macht Spaß, erfordert Kreativität und schreit nach einer guten Vorbereitung, damit man nicht in’n Tüddel kommt.

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08:45 Uhr: Nicht immer ist aller Anfang schwer.
Ankunft im Catch of the Day, dem diesjährigen Startpunkt des Hamburger Fotomarathons am Kaispeicher B, Koreastraße 1 in Hamburg. Ich werde von der Mitbegründerin Juliane Ahlers herzlich empfangen, die mich auch im Vorwege schon mit reichlich Informationen versorgt hat, sodass ich mich bestens vorbereitet gefühlt habe. Wie jedes Mitglied erhalte ich einen blauen Jutebeutel mit allerlei hilfreichen Dingen darin: Unter anderem einen Stadtplan (sehr wichtig!), etwas Traubenzucker (wenn’s mal stressig wird) und kleine Visitenkarten zum selber Ausfüllen, falls Menschen fotografiert werden (zur rechtlichen Absicherung). Super! Es kann losgehen!

Ich mische mich unters Volk und bin positiv überrascht, wie viele bunte Menschen den Weg hierher gefunden haben. Ich sehe einen Querschnitt durch die Bevölkerung, junge und ältere Menschen, Frauen, die vielleicht bei der HASPA arbeiten, Männer, die in ihrer Outdoor-Kluft vermutlich sogar zwölf Stunden auf einem Fischkutter schippern könnten, ohne nass zu werden, eine junge Frau, die sich im Waschraum ihren üppigen, dunkelschwarzen Lidstrich auffrischt. Neben mir sprechen Teilnehmer Englisch, vor der Tür mit österreichischem Akzent. Die Stimmung ist ausgelassen, überall sehe ich in freudige Gesichter und emsiges Treiben umhüllt mich.

Von Weitem sehe ich zwei junge Frauen an einem Tisch angeregt miteinander sprechen und immer wieder bricht eine von beiden in herzliches Lachen aus. Das sind meine Partner für heute, entscheide ich und setze mich zu ihnen. Goldrichtig, wie sich innerhalb kürzester Zeit herausstellt, denn Steffi und Meike sind schon richtige Fotomarathon-Profis. Steffi kommt aus Vomp (Tirol, Österreich) und ist zum achten Mal bei einem Fotomarathon dabei, Meike wohnt in Grisstätt (Bayern) und nimmt bereits zum vierzehnten Mal teil. Beide kennen sich über ihre Liebe zu Fjordpferden (sehr sympathisch) und haben schon von Berufs wegen als technische Bauzeichnerin und Coloristin ein gutes Auge für Formen und Farben. Hier fühle ich mich gut aufgehoben und freue mich, dass ich so schnell Anschluss gefunden habe. Das kann ja nur ein guter Tag werden.

10:00 Uhr: „Nordish by Nature“ und Schietwetter.
Man muss es dem Hamburger Wetter lassen, der Himmel gibt alles. Als wäre die Hafen City eine durstige Trockensavanne, öffnet der Himmel seine Pforten und schickt alles Wasser herunter, was er zu bieten hat. Es gießt in Strömen und so langsam schleicht sich doch die ein oder andere Falte ins Gesicht der Teilnehmer. Ich habe natürlich vorher alle Tipps und Tricks über die richtige Ausrüstung für einen Fotomarathon gelesen und mir eine übergroße Regenjacke mitgenommen, die ich notfalls auch über meinen Rucksack ziehen kann, aber bei solchen Regenmassen bin ich jetzt irgendwie neidisch auf den Mann mit der Fischkutter-Kluft. Um die Gedanken wieder in die richtige Richtung zu lenken, kommt die Verkündung des Themas jetzt gerade recht. Vor dem Kaispeicher gibt Teammitglied Leo unter frenetischem Jubel aller Teilnehmer das Motto des diesjährigen Fotomarathons bekannt: „Nordish by Nature“. Ja, das passt. Herrlich. Scheinbar hat auch „der da oben“ endlich mitgekriegt, dass Hamburg keine Wüste ist und erbarmt sich kurz, sodass bei Nieselregen schnell noch ein Gruppenfoto gemacht werden kann und dann geht es tatsächlich los: Mein erster Fotomarathon.

Das diesjährige Thema wird bekanntgegeben: "Nordish by Nature". Besser geht's nicht!

Das diesjährige Thema wird bekannt gegeben: „Nordish by Nature“. Besser geht’s nicht!

10:07 Uhr: Feuer und Flamme für wetterfeste Kleidung
Meiner Meinung nach hätte das Thema nicht besser gewählt sein können. „Nordish by Nature“ für einen Fotomarathon in Hamburg ist genauso gut wie „Bärenstark“ für Berlin. Ich will damit sagen: Es trifft unser Selbstverständnis wie die Faust auf’s Auge. Und das Kommitee hat sich alle Mühe gegeben, das Oberthema mit wundervollen Hamburger Spezialitäten zu füttern. Los geht’s mit „Feuer und Flamme“, das erste Unterthema des Tages. Schnell stelle ich fest, dass ich einen kleinen Heimvorteil habe. Meike und Steffi kennen das Motto der Hamburger Olympischen Spiele nämlich nicht. Allerdings muss dies kein Nachteil sein, denke ich mir dann, vielleicht entstehen so viele andere schöne und kreative Ideen, die symbolisch letztendlich doch den Kern treffen. Auf dem Weg zum Jungfernstieg meint es das Wetter jedenfalls wieder eher mäßig gut mit uns, nasse Füße haben wir schon nach wenigen Gehminuten, glücklicherweise bleibt aber die Fotoausrüstung trocken. Weiter geht’s mit „Fischkopp“. Ich freue mich, dass Hamburg heute so viel zu bieten hat, sodass uns ein großes Angebot an exklusiven Veranstaltungen empfängt, die die Motivsuche definitiv erleichtern. Auf dem Rathausmarkt steigt heute das Rockspektakel, an der Alster werden das Alstervergnügen und eine Wakeboard-Meisterschaft gefeiert, es findet außerdem ein Fahrradmarathon statt und die Hamburger Theaternacht ist ebenfalls im Erwachen. Am kleinen Museumshafen suchen wir Motive für „Fischkopp“ und „Fest verankert“, auf der Reeperbahn geht es mit „Hinterm Deich“, „Große Pötte“ und „Hamburger Jung“ weiter und so langsam brechen wir zur nächsten Zwischenstation nach Bahrenfeld auf und fangen unterwegs noch „Da nich‘ für“ und „Wetterfest“ ein. Letzteres ist heute wirklich nicht schwer.

14:00 Uhr: „Kühles Blondes“ und Vergnügen an der Alster
Angekommen beim 25hours Hotel Number One erhalten wir unseren zweiten Themenzettel und reichlich Süßigkeiten, die unseren Zuckerhaushalt wieder auf Vordermann bringen. Da wir gut in der Zeit liegen, gönnen wir uns außerdem kurz ein Kaffeepäuschen beim Bäcker nebenan und studieren in Ruhe die nächsten Topoi. Ich bin wirklich erfreut, wie gut gelungen die Mixtur an Hamburger und aktuellen Themen ist. An dieser Stelle möchte ich deshalb ein dickes Lob für das Brainstorm-Kommitee aussprechen. Vielen Dank! Die zweite Runde beginnt mit „Voll im Trend“. Dazu fallen mir direkt eintausend Sachen ein. Auch bei Meike und Steffi scheint sich einiges an kreativem Gedankengut zu entwickeln, deshalb wird schnell ausgetrunken und weiter geht’s!

Meike in Aktion.

Meike in Aktion

Nachdem es das Wetter nun endlich gut mit uns meint und die Sonne auf Hamburg herunterlächelt, können wir die Suche nach geeigneten Motiven etwas entspannter angehen. Auf dem Weg zur S-Bahn zeigt Meike vollen Körpereinsatz und springt mit frisch erworbenen Flip Flops in eine Pfütze, sodass wir uns zeitnah auf die Spuren eines „Kühlen Blondes“ begeben können. Beim Alstervergnügen werden wir fündig. Schwesterlich wird das Bier geteilt, vorher noch schnell abfotografiert und dann rundherum weitergegeben, jede immer genau einen Schluck. Das lob‘ ich mir. „Schnacker“ gibt es hier wahrlich genug, daher ist auch dieses Thema schnell umgesetzt, aber „Schnörkellos“ fordert unsere Gehirnzellen doch etwas heraus. Da sich der Wind zusammen mit dem Regen verabschiedet hat, ist „Hart am Wind“ ebenfalls eine Herausforderung. „Heiter bis Wolkig“ ist wieder genau nach meinem Geschmack und bei „Ebbe und Flut“ bin ich Feuer und Flamme. Von der Alster geht es jetzt Richtung Altona, denn fußläufig gelangen wir von hier zum nächsten Treffpunkt. Ich kann nicht abschätzen, wie viele Kilometer wir bisher zu Fuß zurückgelegt haben, aber die Schwere, die sich auf meine Beine gelegt hat, spricht Bände. Da kommt ein Zwischenstopp im Ohnsorg Theater am Hauptbahnhof gerade recht. Besonders erfreulich ist, dass wir hier auch unser letztes Thema der zweiten Runde einfangen können: „Platt“.

"Heiter bis Wolkig"

„Heiter bis Wolkig“

18:00 Uhr: Ein Nordlicht geht nach Haus
Acht Stunden sind wir bereits unterwegs und kommen schon ziemlich geschafft in der „Blauen Blume“, der letzten Zwischenstation an um den dritten Themenzettel in Empfang zu nehmen. Auch hier werden wieder kleine Leckereien angeboten, die unsere Batterien wieder auffüllen sollen. Die Stimmung ist toll, alle sind froh, es bis hierhin geschafft zu haben. Ich bade ein wenig in der freundlichen Atmosphäre und fange das ein oder andere Gespräch ein. Alle sind motiviert, weiterzumachen und auch meine Gefährtinnen suchen vor der Tür schon wieder nach dem nächsten Motiv. Schön. So stelle ich mir einen gelungenen Fotomarathon vor. Ich beschließe, dass die Reise für mich hier zuende sein soll. Man soll ja aufhören, wenn’s am schönsten ist. Und das war es: schön, aufregend, manchmal kniffelig und sehr sportlich. Ich fühle mich rundum gut.Ausgiebig bedanke ich mich bei Juliane Ahlers, Leo und dem gesamten Team und – natürlich – meinen netten Wegbegleiterinnen. Ein bisschen traurig schauen sie zwar, aber ich verspreche, mich bei ihnen zu melden, wenn der Artikel fertig ist. Und das werde ich! Vielen Dank, liebe Meike und liebe Steffi, dass ihr mich so herzlich in eure Mitte aufgenommen habt und mich in die Geheimnisse des Fotomarathons eingeweiht habt. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute und viel Erfolg bei der Bewertung eurer kreativen Werke. Für mich seid ihr jetzt schon die Gewinnerinnen!

Der Vollständigkeit halber will ich Ihnen, liebe Leserinnen, die Themen der letzten Etappe natürlich nicht vorenthalten. Sie sind außerdem viel zu schön, um sie zu verschweigen:
„Das Beste am Norden“, „Kantig“, „Land unter“, „Butter bei die Fische“, „Nah am Wasser“, „Pfeffersäcke“, „Nordlicht“ und „Junge, komm‘ bald wieder“.

Die Fotoserien werden vom 31.10.15-01.11.15 in der Fabrik der Künste ausgestellt.

Autor: Madeline Jost / mymoments



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